CORVUS 1-07
Vom anderen Ende des Feldes aus war ein lautes Rascheln zu hören. Es klang, als ob die Bäume zitterten. Dann kamen die Wölfe aus dem Wald hervor, mager und von niedrigem Wuchs, wie lange graue Wespen, die aus einem Erdloch kriechen. Die hageren, langgliedrigen Reiter, die sich an ihre mit kruden Sätteln versehenen Rücken klammerten, wirkten wie grüne Spinnen.
Aber so schnell die Wölfe auch galoppieren mochten, ihre Beine waren nicht einmal ein Drittel so lang wie die der Pferde der Menschen. Die Goblins hatten keinerlei Chance, die amorranischen Reiter auf den fünf Leugen, die sie derzeit vom Lager trennten, einzuholen. Und so versuchten die Wolfsreiter erst gar nicht ernsthaft, sie zu verfolgen. Natürlich war ihnen auch klar, dass zu dieser Patrouille, auf die sie da gestoßen waren, drei Mitglieder des Kommandostabs der Legion gehörten.
"Wollt Ihr im Angesicht des Feindes wirklich den Rückzug antreten, General?" Saturnius wollte ihn anscheinend aufstacheln.
Corvus blickte zurück zu den Goblinreitern. Gewinnen würden sie gegen die schon. Sie waren sieben und konnten die ungefähr zwanzig Wolfsreiter wohl verjagen, aber nicht ohne Verluste, denn sie hatten ihre Schilde und Lanzen nicht dabei. Es war schon ein wenig verlockend, sie zu attackieren, aber gleichzeitig wäre es eine riesige Dummheit, ein solches Risiko einzugehen. Romilia würde ihm die Ohren langziehen, wenn sie jemals davon hörte, und erst recht, wenn Marcus auch nur einen Kratzer davontrug.
"Rückzug?" brüllte Corvus zurück. "Niemals! Wir stürmen nach vorn, und zwar schnellstens und in Richtung des Lagers!" Er trieb sein Pferd zum Galopp an.
Er blickte hinüber zu seinem Sohn, der mit donnerndem Hufschlag nicht weit hinter ihm ritt, und hoffte, dass die unerwartete Sichtung des Feindes ihn nicht entmutigt hatte. Zu seiner Freude hatte Marcus den Kopf zurückgeworfen und lachte über eine Bemerkung eines der Ritter, ebenso unbeeindruckt und entspannt im Angesicht des Feindes wie ihre legendären Vorväter.
Hinter ihnen verfärbten sich die Strahlen der Sonne von Orange und Rot zu Scharlach und Violett. Noch bevor sie wieder aufgehen würde, würden sie alle sieben wieder auf dem Hügel oberhalb des Geländes stehen, diesmal allerdings in Begleitung von fast sechstausend bewaffneten Männern.
Über ihnen flog eine große schwarze Krähe, und Corvus lächelte hinauf zu seinem Namensvetter.
"Komm morgen wieder, kleiner Bruder", rief er. "Komm morgen wieder, und ich werde dich gut füttern!"
To receive email notifications of Alpines section posts, you must opt-in even if you are already a Castalia Library subscriber. Dashboard - Subscriptions - Castalia Library.
